Einmal von Holland nach Niedersachsen
Was war dass bitte für ein Ritt?! Acht Tage. Und dann nochmals 1,5 oben drauf. Langeweile. Aufregung. Freude & Stress. Eine ambivalente Zeit wie selten zu vor. Aber der Reihe nach… Wir wollen Dir doch nichts vorenthalten, immerhin ging es bereits ein wenig suboptimal los. Doch Spoiler: wir haben alles gut gemeistert. Und die Überfahrt der Salacia als tolle Erfahrung verbucht.
Julia „alleine“ in Dinteloord | 14. Oktober 2025
Zugegeben, so ganz alleine war sie nicht, durfte sie doch auf die tatkräftige und vor allem emotionale Unterstützung zweier guter Freunde zählen, mit denen sie am 14. Obtober 2025 nach Holland fuhr. Dabei den Kopf voller Fragen. Springt der Motor nach knapp einem Jahr Stille an? Ist die alte Dame überhaupt dicht? Klappt das Kranen und das Mastlegen? Und sicherlich noch 1000 andere Fragen. Wir halten fest: funktionstüchtig ist nahezu nichts. Weder das Echolot noch der Herd. Keine Heizung, viel Rost. Und noch einiges mehr, was nicht gerade zu einer gemütlichen Bootsfahrt auf den Binnenwasserstrassen einlud. Dabei lagen – so dachten wir anfangs – ca. 450 Kilometer vor uns und somit mindestens 7 Tage Fahrt.
So kamen Baby Hermann und Stift Stefan mitsamt meiner Julia mit ein wenig Herzklopfen in Dinteloord an und bereiteten alles so gut es ging vor. So zumindest war der Plan. Fender aufpumpen lassen. Ein bisschen Aufräumen. Das Mastlegen vorbereiten. Die mitgenommen Utensilien wie Kühlbox und Stromspeicher verstauen. Gemütlichkeit in die Koje bringen. Und vor allem: den Motor checken. Und siehe da … nach ein bisschen Gurgeln sprang er sogar an. Die Drei konnten es nicht glauben. Doch dann …. nahm das Drama seinen Lauf.
Ich hatte es bei den ersten Besichtigungen ja geahnt – die Verkabelung der Elektrik empfand ich als ein wenig merkwürdig. Zwar waren drei große Batterien an Bord, doch die Schaltung war für mich besonders. Und so war es dann auch nicht verwunderlich, dass die Batterien nach dem ersten Startversuch leer wurden. Und auch nicht mehr wirklich zu laden waren. So war an die Überfahrt der Salacia aktuell nicht zu denken, also musste eine neue Starterbatterie her. Glücklicherweise ist in der Marina Dintelmond ein Shop inkl. Fachleute zu finden.
Doch auch die neue Batterie klappte erst, als Julias Unterstützer diese direkt an den Motor anklemmten und nicht mehr in die bordeigene Elektrik involvierten. Doch ich nehme es vorweg: zum Motor kommen wir später nochmals ausführlicher. Und zu den Batterien – natürlich auch. Einfach ist offenbar etwas für andere…
Der grosse Tag – es geht zu Wasser | 15. Oktober 2025
Während ich in Bremen weilte und vor lauter Aufregung das an der Strasse abgestellte Auto suchte und erst nach knapp einer Stunde wieder fand, kam in den Niederlanden der große Tag. Salacia kam nach einem Jahr wieder ins Wasser.
Sicher kannst Du Dir vorstellen, wie aufregend diese Minuten waren. Doch Peter – der versierte Kranführer – war so schnell unterwegs, da blieb kaum Zeit für Herzklopfen. Ran an den Trecker – Gurte rum – anheben – ab ins Wasser. Und fertig. Nach dem ersten Check und dem Schreck, dass an der Logge am Bug (Geschwindigkeitsmesser) etwas Wasser eindrang, lag die alte Dame nun also am Steg und … schwamm. Glücklicherweise hatten wir vorgesorgt und ein Dichtfett gekauft, das seine Wirkung wie erhofft erzielte und das kleine Leck gut abdichtete.
Sonst war Salacia dicht. Und mit dieser Erkenntnis konnte nun der Mast gelegt und auf die gezimmerten Stützen abgesetzt werden. Nächstes ToDo erfolgreich abgehakt. Natürlich kann es so glatt nicht weitergehen, wie langweilig wäre das. Du erinnerst Dich? Da war doch was mit dem Motor und den Batterien. Denn natürlich sprang Salacias Volvo Penta nun eben nicht mehr an. Ums Verrecken nicht. Was nun folgte hier kurz zusammengefasst…
Probleme über Probleme | 16. – 20. Oktober 2025
Die fleissigen Helfer mussten wieder heim und ich kam erst am Freitag in Holland an. In der Zwischenzeit versuchte Julia alles in ihrer Macht stehende, um das Problem zu lösen – was leider nicht gelang. Das Desaster gipfelte dann am Freitag, als kurz vor meiner Ankunft die an Bord stehenden Batterien anfingen zu kochen. Doch wir hatten Glück im Unglück. Julia entfernte sofort jegliche stromführende Leitung und Verbindung und holte in der nahen Werkstatt Hilfe. Die „alten“ Batterien wurden rausgenommen und sicher abgestellt. Und ich versuchte nach meiner Ankunft mein Glück an der Elektrik.
Dazu gebe ich zu, ich bin kein Fachmann. Durch viele Jahre Camping jedoch habe ich zumindest den Hauch einer Ahnung – und doch hatte ich absolut keine Idee, wie der ganze Aufbau gedacht war. Ergo – alles ab und nur die wichtigen Dinge angeschlossen. So schlossen wir eine der neuen Batterien an den Motor mit der Idee, dass diese nun zum Starten genutzt und durch die Lichtmaschine geladen wird. Und die zweite klemmte ich direkt an die einzigen beiden 12 Volt Verbraucher, die wir nutzen wollten: die Standheizung und das neue und provisorische Echolot.
Apropos Standheizung: ja, wir haben eine an Bord. Auch wenn der Voreigner sagte, er hätte sie niemals in Gang gebracht, so lief sie nach ein bisschen Basteln und Denken wie am Schnürchen. Warme Nächte schienen gesichert! Und auch das kleine externe Echolot konnten wir gut an unsere am Heck befindliche Badeleiter basteln und nach Anschluss an die Batterie wussten wir somit über die Wassertiefe Bescheid.
Für alles weitere wie Kühlen, Kochen und Licht hatten wir gesorgt. Eine große Kühlbox, ein Campinggaskocher, viele LED Leuchten und eine große Powerbank mit ordentlich Saft hatten wir dabei, um während Salacias Überfahrt zumindest ein Minimum an Luxus zu haben. Wobei – da war doch noch was? Richtig, der Motor. Denn auch wenn dieser nun ansprang und auch rund lief, durften wir nun das nächste Problem angehen. Denn der Seewasserkühlkreislauf kühlte nicht.
Kurze Erklärung: nachdem ein Bootsmotor nicht wie in einem Auto vom Fahrtwind gekühlt werden kann, benötigt er dafür kaltes Seewasser, welches angesaugt, in einem Wärmetauscher am inneren Kühlwasser vorbeigeführt wird und durch den Auspuff zusammen mit den Abgasen wieder abgelassen wird. Der Grund für die Fehlfunktion? Gute Frage … wir wussten es nicht. Und natürlich war am Wochenende auch kein Mechaniker anwesend, der sich das Drama hätte anschauen können. Und so machten wir das Beste aus der Situation und richteten uns wie Gestrandete gemütlich ein. Lecker kochen. Die Standheizung bollerte und machte wohlig warm. Und auf dem Tablett versüsste uns YouTube und Netflix die dunklen Abende. Wenn wir ehrlich sind: es war schon kuschelig in unserer alten Dame. Und hier im sicheren Hafen konnte auch nichts Schlimmes geschehen.
Ganz im Gegenteil – denn am Montag Mittag kam einer der ansässigen Mechaniker und nahm sich der Motorthematik an. Wie so oft galt dann wohl die Prämisse „kleine Ursache, große Wirkung“ … denn lediglich ein nicht gut sitzender Dichtungsring am Seewasserkühlkreislauf verhinderte die gewünschte Kühlung. Und dies war dann schnell behoben. Dazu spendierten wir Salacia noch ein neues Thermostat und nun – ja nun könnte es also losgehen. Die Überfahrt, auf die wir so lange hingefiebert hatten. Wir, die bisher lediglich beim SBF Kurs ein paar Stunden in einem kleinen Aussenborderboot auf der Weser und Jollen auf dem Hannoveraner Maschsee unterwegs waren. Sind wir so weit? Schaffen wir es? Kann das klappen? Wir werden es schon bald wissen…
Wir stechen in See … oder besser Fluss | 21. Oktober 2025
Dann ist es also so weit. Wir legen ab und fahren los. Denn … es hilft ja nichts. Irgendwie muss Salacia nach Deutschland und wir werden es schaffen. Und so planten wir das Ablegemanöver und beschlossen im Anschluss vor dem Hafen auf der großen und ruhigen Wasserfläche das Boot und seine Reaktionen kennenzulernen. Dabei war dann schon das Ablegen eine einzige Katastrophe – so ehrlich müssen wir sein. Die erste Überforderung kam schon, bevor die Überfahrt mit Salacia überhaupt begann. Ein bisschen Wind, nicht viel Platz und keine Ahnung, was das Schiff da überhaupt macht. Wir hatten eine GoPro angeschaltet … die warum auch immer ihre Aufnahme nach wenigen Sekunden wieder beendete. Sie wusste wohl warum.
Aber wir können ohne rot zu werden sagen, wir hatten keine Kollision und somit keinen Schaden. Am Ende drehten wir uns einmal um 360 Grad – vor zurück und vor zurück. So lange, bis wir wieder am ursprünglichen Steg waren. Nun hiess es durchatmen und nochmals von vorne.
Und siehe da – mit der nötigen Ruhe und Kommunikation klappt alles deutlich besser. Raus aus dem Hafen und durchatmen. Oben siehst Du den Bereich, auf dem wir dann eine zeitlang übten und lernten. Kurven. Aufstoppen. Hält der Motor? Wird er zu heiss? Klappt alles so, wie wir es brauchen? Und als wir uns sicher genug waren, dass wir unsere erste Etappe angehen können, nickten wir uns zu, atmeten durch … und es ging los.
Ein Dank geht an dieser Stelle übrigens raus an meinen alten Kumpel Hendrik, der schon lange segelt und dazu auch gerne auf den niederländischen Gewässern unterwegs ist. War unser ursprünglicher Plan, durch die Volkerak Schleusen in Hollands Diep und dann auf die Maas zu fahren, wies er uns auf die Dintel hin. Klein. Entspannt. Kaum Verkehr. Perfekt zum entspannten loslegen. Und vor allem, direkt an unserem Hafen startend. Wir hatten dieses kleine beschauliche Flüsschen überhaupt nicht auf dem Schirm – so klein erschien es uns. Aber was sollen wir sagen? Dieser Tipp war Gold wert.
So cruisten wir absolut entspannt 68,4 Kilometer von Dinteloord über die Dintel, die Mark, den Markkanaal und Wilhelminakanaal bis in die Maas. So stellten wir uns die Überfahrt der Salacia vor!












